Donnerstag im September.
Im Norden Hamburgs machen wir uns auf den Weg Richtung Süden. Vor wenigen Tagen sind wir mit dem Flugzeug von Sardinien zurückgereist. Das Dolce Vita und die wärmende Sonne Italiens hat uns gepackt. Alle freuen sich endlich mit dem Wohnmobil losreisen zu können.
Lange hat es gedauert. Durch den Covid Lockdown und die damit verbundenen Verzögerungen beim LKW Führerschein, wurde es immer später mit dem Start.
In einem Podcast, den wir noch in Australien aufgenommen haben, sprachen wir mal von einer Europatour vom Baltikum zum Balkan. Nun reicht es zeitlich noch genau für ein paar Wochen zum Gardasee und ein paar Wakeboard-Stationen auf dem Weg dorthin. Und da schließt sich auch wieder der Kreis zum Donnerstag im September. Unser 12-jähriger Sohn Julien drängelt seit Tagen, dass wir doch bitte am Donnerstag gleich früh morgens losfahren. Er muss unbedingt der erste an der Wakeboard-Anlage in Hamm sein.
Wir schaffen es, das Wohnmobil im Trockenen zu beladen, ehe es nachmittags dann anfängt zu regnen. Der Himmel öffnet seine Schleusen immer weiter und die erste richtige Fahrt entlang der A7 verbringen wir im Stau vor dem Elbtunnel. Der Klassiker für uns Norddeutschen. Am ersten Abend suchen wir uns mit der ADAC Stellplatzführer App auf dem iPhone einen netten Stellplatz zwischen Hannover und Dortmund. Wir fallen todmüde in die Betten und schlafen hervorragend.
Wir müssen noch unseren Rhythmus finden. Noch sitzt nicht jeder Handgriff. Wir stehen uns manchmal gegenseitig im Weg und auch die Abfahrroutinen müssen verinnerlicht werden. Bereits im ersten Kreisverkehr rutschte ein ungesichertes Gewürzglas von der Küchenablage und zerschellte auf dem Boden. Ein angenehmer Geruch von hochwertigem Meersalz fährt seither in unserem Eingangsbereich mit. Wir nehmen es mit Humor und lernen daraus.
Den zweiten Tag verbringen wir in Hamm an der Wakeboard-Anlage. Julien ist im Himmel, weil es vor Ort ein besonderes Hindernis gibt: Der Pool. Hier fährt er aus dem See eine kleine Rampe hoch, fährt weiter in einem künstlichen Pool, circa 1m oberhalb des Sees und springt dann aus dem Pool wieder auf den See. Durch die offene, kommunikative Art der Kinder, sitzen wir abends mit Roman, dem Betriebsleiter, unter unserer Markise und tauschen spannende Reisegeschichten aus. Roman ist im Sommer auf der Anlage tätig und im Winter bereits er mit seiner Partnerin die Welt.
Samstag früh - Happy Birthday
Wenn ich mit meinen Eltern als Kind nach Italien gefahren bin, sind wir den schnellsten und logischerweise den geografisch fast geradesten Weg gefahren. Heute spüren wir beim Reisen keinen Zeitdruck mehr. Wir fahren zick-zack durch Deutschland und sehen die Fahrt zum Gardasee bereits als Chance um wundervolle Menschen zu treffen. Am Samstagabend führt es uns zu Dona und Alex. Dona hat Geburtstag und wir wollen unbedingt dabei sein.
Wir haben uns in Neuseeland kennengelernt und seitdem arbeiten die beiden reiseverliebten ebenfalls online. Dona unterstützt Katrin bei Katrin-Fit und Alex wirkt bei Focus on Family mit. Dona’s italienische Großfamilie nimmt uns wie die eigene auf. Wir fühlen uns sehr wohl und empfangen eine unfassbar große Gastfreundschaft. Die Geburtstagsfeier am Abend wird wetter seitig mit Sonne begleitet.
Wieder heißt es Abschied nehmen und wir packen am Sonntag früh unsere Sachen. Mathilda hat bei Dona und Alex im Haus übernachtet. Wir vergessen bei der Abfahrt ihre Bettwäsche im Haus und so kommt es nach dem Gottesdienst im Nachbarort zu einem ungeplanten Wiedersehen, um Mathildas Bettdecke und Kissen wieder ins Wohnmobil zu laden.
Julien drängt zur nächsten Wakeboard-Anlage.
Heute geht es aber um die Mädels. Marie (11) und Mathilda(7) sind auf Reisen immer total verbunden. Heute treffen wir uns in Miltenberg / Bürgstadt am Main mit einer Reisefamilie. Julia und Marco reisen mit ihren beiden Mädels (Lara 9 & Naira 7) und wir verbringen einen tollen Tag bei herrlichem Sonnenschein am Main. Bevor wir morgens aufbrechen breiten wir unsere Sportmatten aus und legen zu viert ein Workout auf den Asphalt. Die um uns stehenden Renter in ihren Wohnmobilen kamen gar nicht aus dem Staunen raus.
Wakeboard - Part II
Via Nürnberg fahren wir in Richtung Regensburg. An der Wakeboard-Anlage am Steinberger See toben Julien und ich uns richtig aus. Katrin erkundet mit den Mädels die große Holzkugel, die eine Erde symbolisiert und viele spannende Herausforderungen bereithält. Die Rutsche von fast ganz oben wird mit einem kleinen Teppich gerutscht. Mathilda und Marie lächeln glücklich über beide Wangen. Zwischenzeitlich breche ich mir fast das Schienbein beim Versuch mit dem Wakeskate über die ersten Hindernisse zu fahren. Juliens trockener Komme ntar: „Papa, du musst einfach keine Angst haben. Fahr direkt weiter und versuch es noch einmal!“ Mir kreisen eher Gedanken durch den Kopf, was wäre wenn,… Immerhin darf nur ich das Wohnmobil fahren mit dem Führerschein. Bevor die Anlage schließt traue ich mich noch einmal aufs Wakeskate und alles geht gut. Das Schienbein blutet, die Sonne geht unter und wir fahren noch knapp 50km und stehen kurz vor Regensburg bei Sandra und Wolfgang. Wieder wünschen wir uns eigentlich mehr Zeit, um uns mit liebevollen, interessanten Menschen auszutauschen, doch die Sehnsucht nach dem Reisen zieht uns weiter.
Auf den weiteren Weg Richtung Süden springt die Tachoanzeige um.
Die ersten 1.000km sind zurückgelegt.
Im nächsten Beitrag berichte ich von den ersten Erfahrungen mit dem Wohnmobil, was uns wirklich einschränkt und wie die Reise weitergeht. Auf Instagram berichten wir tagesaktuell.