Im vorherigen Beitrag unsere Japan-Serie haben wir alles über die verschiedenen Camper Optionen und Ausstattung geschrieben.
Fahren in Japan
Fahren ist nicht gleich fahren.Jedes Land hat seine Eigenheiten und Gewohnheiten. Anstrengendes Hupen und Drängeln oder notorisches Rasen. Der Straßenzustand und die Witterungsverhältnisse spielen eine ebenso wichtige Rolle, wie die eingangs erwähnten Charaktereigenschaften der meisten Japaner.
Verkehrsregeln
Linksverkehr in Japan
Im Gegensatz zu Deutschland, Österreich und der Schweiz, wird in Japan auf der linken Seite gefahren. Wer noch nie im Linksverkehr gefahren ist, sollte sich vorsichtig herantasten. Gerade beim Abbiegen ist es ratsam einen kühlen Kopf zu bewahren und sich zu konzentrieren.
Je mehr Verkehr herrscht, umso einfacher ist es sich auf den Linksverkehr einzulassen. Du fährst automatisch mit dem Verkehrsfluss. Gefährlich wurde es nur, wenn wir abends nach einer Pause wieder losfuhren. Bei wenig Verkehr fuhren wir schon mal auf der falschen Spur los.
Einen goldenen Tipp gibt es nicht. Du wirst dich an den Linksverkehr schnell gewöhnen und der Verkehr in Japan ist sehr gut geordnet. Also hab keine Panik, falls du noch nie im Linksverkehr unterwegs warst.
Geschwindigskeitslimits in Japan
Innerorts gilt 50 km/h, außerhalb der Ortschaften 60 km/h. Auf Autobahnen 80 km/h oder nach Ausschilderung auch mehr. Zu schnell fahren in Japan ist teurer als in Deutschland.
Bei Geschwindigkeitsübertritten bis 15 km/h drohen Strafen von bis zu 9.000 Yen. Bei Geschwindigkeitsübertritten von mehr als 30 km/h sogar bis zu
100.000 Yen oder gar Gefängnisstrafen.
Japan hat außerdem eine 0-Promille Grenze. Wer alkoholisiert fährt, macht sich sofort strafbar. Es drohen dabei Strafen von bis zu 1.000.000 Yen! Daher gilt: don’t drink and drive.
Besonderheiten im Straßenverkehr in Japan
Alle Zweiradfahrer (Motorrad, Fahrrad, Roller, ...) und Fußgänger genießen einen Sonderstatus im Verkehr. Es gilt besonders Rücksicht zu nehmen auf diese Verkehrsteilnehmer, weil bei einem Unfall immer eine Mitschuld an den Autofahrer gegeben wird, unabhängig davon ob er tatsächlich schuldig ist oder nicht.
An Bahnübergängen wird gestoppt. Auch wenn diese einen Schranke haben. Das Stoppen bedeutet in Japan das gleiche, wie wir es in Deutschland in der Fahrschule gelernt haben an deutschen Stoppschildern. Das Fahrzeug kommt vollständig zum Stehen.

Straßen-Infrastruktur in Japan
Japan verfügt über einausgezeichnetes Straßennetz. Die GPS-Systeme und Straßenatlanten geben eine sehr gute Auskunft über mögliche Strecken. Die Straßen sind perfekt asphaltiert und beleuchtet. Du musst keine Angst haben im Dunkeln zu fahren.
Mautpflichtige Autobahnen verbinden die großen Städte Japans miteinander und in den großen Ballungszentren führen mautpflichtige Autobahnen auf Stelzen über den oft stockenden Verkehr in der unteren „Etage“. Mit Geld (Maut) erkauft man sich hier freie Fahrt.
Wer wie wir die mautpflichtigen Straßen vermeiden will, kommt ebenfalls bestens vorwärts. Die alternativen Straßen schlängeln sich oft entlang der mautpflichtigen Routen und kreuzen diese häufig. Die schöneren Routen befinden sich definitiv an den Landstraßen. Die Autobahnen verbinden einfach Stadt A und B auf dem direktesten Weg.
Schlaglöcher sind sehr selten. Baustellen sind ausgeschildert, bewacht und beleuchtet. Fahren in Japan bringt ganz viel Spaß.
Japans enge Straßen
Diese Thematik hat eine eigene Rubrik in diesem Beitrag verdient. Es hat einen Grund, dass die Japaner schmale Autos konstruieren. Gerade in den kleineren Dörfern werden die Straßen so eng, dass nur ein Auto zur Zeit passieren kann.
Nicht selten fragten wir uns, ob wir uns in einer Einbahnstraße befinden. Sich blind aufs Navigationssystem zu verlassen, kann dich ebenfalls in so schmale Straßen führen.
Selbst wenn sich die Spiegel des Campers einklappen lassen, lauert eine weitere Gefahr der schmalen Straßen am Boden. Entwässerungsgräben entlang der Wege geben kaum Platz, um den Camper vernünftig zu manövrieren. Einige Straßenwaren so eng, dass wir die Abbiegung von der Hauptstraße in die Straße gar nicht gefunden haben. Sie waren schlichtweg zu klein.
Mautstrecken / Expressway in Japan
Autobahnen, wie wir sie aus Europa kennen, heißen in Japan Expressways und sind mautpflichtig. Eine Strecke von Tokio nach Osaka (ca. 500km) fährt man in 5 Stunden bei einer gleichzeitigen Mautgebühr in Höhe von knapp 13.000 Yen (80 Euro). Bei der Auffahrt auf den Expressway wird ein Ticket gezogen.
Wichtig ist, dass du auf der richtigen Spur einfährst. Vermeide die ETC Spur. Diese ist für Autos, die am System angemeldet sind und einen Monatsrechnung bekommen. Als Tourist mit einem Camper zahlst du selbstverständlich deine Gebühr selber vor Ort. Der Automat spuckt das Ticket ganz automatisch aus. Berücksichtigt werden Größe und Gewicht deines Fahrzeuges.
Beim Verlassen der Autobahnwerden die zurückgelegte Strecke und die fällige Maut berechnet. Wir haben stets mit Bargeld bezahlt, obwohl eine Bezahlung mit Kreditkarte auch möglich sein soll. Mit japanischen Automaten ist das so eine Sache. Wir haben selten welche gefunden, die auch auf Englisch zu bedienen waren.

Kraftstoffpreise in Japan 2025
Stand April 2025 kostetein Liter:
· Benzin: 184 Yen (=1,14 Euro)
· Diesel: 164 Yen (=1,01 Euro)
Unser Camper war ein Benziner. Tanken mussten wir alle 2-3 Tage. Der Tank hatte ungefähr 60 Liter Fassungsvermögen und wir haben es nie bis zum letzten Tropfen ausgereizt.
Eine Besonderheit gibt es beim Tanken. Die Japaner lieben es alles zu automatisieren. An einigen Tankstellen begrüßt dich daher ein Automat. Auf dem Touchscreen musst du alles eingeben. Wenn du wie wir, kein Japanisch verstehst, bist du hoffnungslos aufgeschmissen. Erst durch die Hilfe einer netten Japanerin und Kommunikation mit Händen und Füßen konnten wir am Ende tanken.
Um dir so etwas zu ersparen, solltest du unbedingt nur an den Tankstellen außerhalb der großen Orte tanken, die einen Tankservice anbieten. Dort steht dann an der Zapfsäule ein netterJapaner und betankt dein Gefährt gegen Bares.
Die Motorbremse fürs Fahren in Japan
Bei den bergigen Strecken mit Gefällen von teilweise über 9% ist es ratsam zu wissen, was die Motorbremse ist und wie diese Technik zu beherrschen ist.
Unser Camper hatte mit uns fünf Insassen und voller Ausstattung ein Gewicht von über 2Tonnen. Wer dieses Gewicht bergab bremsen oder gar zum Stehen bringen will,muss sich im Notfall auf die Bremse verlassen können. Bei langen Bergabfahrten und dauerhaftem Betätigen der Bremse kann sich diese so stark erhitzen, dass sie im Notfall versagt. Das Team von Japan Campers weist dich gerne für den Fall in die Motorbremstechnik ein, falls du nicht wissen solltest, wie sie funktioniert.
Verkehrsdichte in Japan
Knapp 125 Millionen Menschenleben in Japan. Allein 38 Millionen davon leben in der Metropolregion Tokio! Anhand dieser beiden Zahlen lässt sich sehr gut beschreiben, wie voll die Straßen in Japan sind.Auf dem Lande fährt es sich ganz entspannt. Es gibt kaum Verkehr und den geplanten Ankunftszeiten eines Navigationsgerätes kann man problemlos vertrauen.
In den großen Städten wird der Verkehr dichter. vergleichbar mit mittelgroßen Städten in Europa. Es gibt viele Ampeln, um den Verkehr zu regeln und genau das macht es anstrengend. Wenn es dir möglich ist, versuche immer die Umgehungsstraßen zu nehmen und die Rushhour zu vermeiden.
Tokio ist heftig. Wir sind nichtmal ansatzweise in den Innenstadtbereich hineingekommen. Halten und Parken stellen eine Herausforderung dar. Das Fahren wurde extrem anstrengend und wir wollten es den Kindern nicht zumuten. Der Verkehr lief dennoch sehr geordnet ab, aber er glich einem Kriechen von Ampel zu Ampel. Tokio erkundet man besser mit der Bahn. Das spart dir viele Nerven.
Karten und Navigation in Japan
„Seid vorsichtig mit dem blinden Vertrauen der Navigation von Google Maps!“, hat André noch bei der Abreise gesagt. Etwas später saßen wir dann auch schon fest. Google Maps versucht einem die kürzeste Route vorzuschlagen. Das kann man auch umstellen, harmoniert aber leider nicht mit den viel wichtigeren Einstellungen: „Mautstraßen und Fähren vermeiden“.
Das Resultat solcher Eingaben konnten wir einige Male erleben. Anstatt zur großen Kreuzung vorzufahren und dort, wie alle anderen auch, abzubiegen, versucht Google Maps einige Meter weniger zu fahren und navigiert durch enge Straßen und Hinterhöfe und das nur, weil sie als Straßen eingezeichnet sind. Diese Shortcuts kurz vor Kreuzungen haben in einigen Fällen für unnötiges Rückwärtsfahren gesorgt und im schlimmsten Fall sogar für schlechte Stimmung im Auto.
Die Lösung ist relativ einfach. Einer fährt und einer navigiert aktiv! Immer etwas rauszoomen und in der Karte schauen, was vor einem liegt. Dann einfach abwägen ob es Sinn macht die nächste Straße zu nehmen oder nicht.
Zusätzlich zu Google Maps hatten wir noch die Apple Karten App auf dem iPad. In der Stadt war diese genauer und in den ländlichen Regionen leider ungenauer. Straßen, die in der Realität verbunden waren und die Möglichkeit boten abzubiegen, sahen in der Apple Karten App so aus, als wären es Sackgassen und ein Weiterkommen unmöglich. Und das selbst in der stärksten Vergrößerung.
Mit einer dritten Karten App auf dem iPhone (Maps.me) waren wir dann am Ende die besten Japan-Navigatoren. Das Kartenmaterial bei Maps.me kann man vorher aufs Telefon laden. Das Kartenmaterial von Japan umfasst mehrere hundert MB. Der Download vor Reiseantritt empfiehlt sich.
Unser Vorgehen:
· Ziel definieren
· Google Maps Suche starten, um teure Strecken zu vermeiden
· Apple Karten App als Abgleich starten, um nach Alternativen zu schauen.
· Navigation mit Google Maps laufen lassen und der Beifahrer überwacht immer mit 5-km-Radius vorrausschauend die Routenvorschläge.
· Notfalls mit maps.me offline schnell schauen und korrigieren.
