Ab ins Krisengebiet
Wir haben bereits in Deutschland entschieden nur zwei Tage in Bangkok zu bleiben. Danach wollten wir weiterreisen auf die Insel Kho Phangan. Nördlich von der bekannteren Thailand Insel Kho Samui gelegen, treffen sich dort jedes Jahr einige deutsche Familien zum Überwintern. Für uns ein guter Grund vorbeizuschauen. Die Verbindung aus Familien mit den gleichen verrückten Gedanken, andere Kinder für unsere Kinder und die Möglichkeit ein wenig Strandurlaub einzulegen. Gebucht mit dem asiatischen Billigfluganbieter „AirAsia“ fliegen wir also von Bangkok Don Mueang nach Kho Phangan. Für alle 7 Personen (inlusive unserer Freundin Jil und Ihrem Sohn Matti), zahlen wir 224 Euro. Das beinhaltet den Flug, das Gepäck, den Bustransfer und die Fähre. Wahnsinn denken wir uns und freuen uns.
Seit Wochen sind wir per Facebook im Kontakt mit einigen Familien, die bereits vor Ort sind. Wir hören, dass es ohne Ende regnet. Der Monsun lässt Straßen zu Flüssen werden. Bilder im Internet sprechen eine eindeutige Sprache. Die Wettervorhersage für die nächsten 14 Tage sieht auch nicht gerade besser aus. Wir lesen jetzt noch mehr nach im Internet und checken pausenlos den Wetterbericht. Es sieht nicht gut aus. Wir überlegen, ob wir den Plan ändern sollten. Lassen wir den Flug und das Hotel verfallen, reißt das ein 500 Euro Loch in die Reisekasse.
Am nächsten Morgen
Wir entscheiden uns mit dem Taxi zum Flughafen zu fahren. Auch wenn wir in der Nacht noch zu hören bekommen haben, dass die Thailändische Regierung das Bundesland, in dem wir landen sollen, zur Katastrophenregion / zum Krisengebiet erklärt hat. Wenn es so schlimm sein sollte, dann wird die Fluggesellschaft sicher gar nicht erst losfliegen. Mit 7 Leuten sitzen wir im Taxi auf der Rückbank. Beifahrersitz und Kofferraum voll mit unserem Gepäck. Wir mussten den Taxifahrer erst ein wenig monetär überzeugen, dass er uns alle mitnimmt.
Am Flughafen geht dann alles reibungslos. Check-In und Sicherheitskontrolle mit dem mittlerweile üblichen anfassen der „Blondies“.
Spieleparadies
Am Gate erfahren wir, dass unser Flug definitiv fliegen wird. Allerdings mit einer Verspätung von 45 Minuten. Zum Glück gibt es an unserem Gate einen Kinderspielplatz und unsere Kinder sind beschäftigt. Wir sind auch nicht mehr die einzigen Ausländer. In unserem Wartebereich sehen wir nun zum Großteil nur noch Touristen. Wir merken, dass es in Richtung Touristengebiet geht. Wir fliegen nach Sarut Thani, ein Ort auf dem Festland. Flüge nach Kho Samui werden ausschließlich von den teuren Airlines angeflogen. 800 Euro wollten wir nicht für die Flüge bezahlen, daher lieber aufs Festland und mit dem Bus an die Küste, danach mit dem Boot rüber zur Insel.
Wir landen und die Sonne strahlt
Air Asia Maschine (Typ Airbus)
Beim Aussteigen aus dem Flugzeug lächelt uns die Sonne an. Auch wenn das Foto etwas anderes zeigt. Die Regenfälle der vergangenen Tage können wir noch sehr gut an den überfluteten Wiesen erkennen. Wir bekommen Aufkleber auf die Brust und ein Ticket in die Hand. Damit geht es zum Bus der vor dem Terminal bereits wartet. Der Flughafen hatte übrigens genau ein Gebäude und ein Gepäckband. Verlaufen war nicht möglich. Wir steigen als letztes in den Bus ein. Der Fahrer ist freundlich und wach. Wir haben Vertrauen uns sind gespannt, ob wir weiterkommen. Wie hoch werden die Wellen auf der See sein?
60er Jahre Wohnzimmer auf Rädern
Hippie Bus
Als wir 2014 durch Vietnam reisten, sahen wir nagelneue Busse und auch die alten, schrottreifen Busse. Hier in Sarut Thani erwartet uns eine tapezierte Decke und Deckenlampen, die meine Eltern in meiner Kindheit im Flur hängen hatten. Lila Gardinen und ein Röhrenfernseher mit 25cm Bilddiagonale rundeten die Ausstattung ab. Aber die nachträglich installierten Klimaanlagen regelten problemlos den Innenraum auf Polartemperaturen. Es ist laut und kalt. Matti schläft an Juliens Schulter ein, während Julien über die Palmen staunt die draußen am Fenster vorbeiziehen. Katrin flechtet Marie die Haare. Wir haben keine Ahnung wie lange der Bustransfer zum Fähranleger dauern wird. Immer wieder hält der Bus an und keiner weiß warum. Wir fragen auch gar nicht erst nach. Nach ungefähr zwei Stunden Busfahrt
Gute Laune – die Sonne strahlt
erreichen wir den Fähranleger. Wobei das Wort eigentlich nicht mit einem europäischen Fähranleger verglichen werden kann. Vielmehr fahren wir eine schmale, asphaltierte Straße runter zum Wasser. Als es nicht mehr weitergeht, stehen plötzlich zwei rostige, alte Fähren vor uns. Die Zufahrt über die alten Bleche. Der Höhenunterschied zwischen dem Schiff und dem Blech am Anleger wird durch alte ölige Taue vermittelt.
Vom Festland zur Insel
Bei unserer Ankunft am Anleger, steigen wir als letztes aus dem Bus. Mit schlafenden Kindern ist es am einfachsten, wenn wir warten bis alle raus sind. Die Frauen müssen aufs Klo und der Magen hängt ebenfalls in den Kniekehlen. Alle rennen rein und ich warte draußen mit dem Gepäck. Mathilda habe ich auf dem Arm. Und ich sehe wie andere Leute, die eben noch mit uns im Bus saßen, in Richtung Fähre laufen. Als Katrin und Jil wieder rauskommen, stoppen Sie noch schnell am Essensstand. Wir rennen mit Gepäck und Kindern auf dem Arm zum Boot (ungefähr 150 Meter) und stellen fest, dass die Fähre bereits 5 Meter vom Land abgelegt hat. Ein kurzer Moment der Verzweiflung und Julien fängt an zu weinen.
Wo ist denn hier die TÜV Plakette?
Fähre zur Insel
Nach wenigen Sekunden haben wir uns wieder im Griff und stellen fest, dass die 16 Uhr Fähre zwar verpasst ist, die nächste aber um 18 Uhr bereits fährt. Zwei Stunden Aufenthalt verbringen wir mit einem phantastischen Essen. Es kostet uns alle 7 Personen zusammen 25 Euro. Mit herrlichen Blick über den Golf von Thailand und Sonnenschein bei 27 Grad geht die Zeit schnell um. Ich versuche zwischenzeitlich über das gratis Internet unser neuestes YouTube Video hochzuladen. Leider Fehlanzeige, die Verbindung und Zeit reicht nicht aus. Bei 57 % des Hochladens brechen wir ab, um die nächste Fähre nicht auch noch zu verpassen. Während ich das Video hochlade, schweift mein Blick auf den anderen Fähranleger. Eifrig schweißen drei Arbeiter an dem anderen Schiff. Immerhin werden hier die Löcher im Rumpf noch erkannt und behoben, bevor das Schiff ausläuft, denke ich mir. Und ich bin froh, dass unser Schiff nach Kho Phangan wohl vom anderen Anleger ablegt. Eine TÜV Plakette könnte gar nicht festgeklebt werden am Rumpf, weil es mehr Rost als Metall gibt. Wir haben noch 15 Minuten und bewegen uns mit dem ganzen Gepäck in Richtung Fähre.
Die Abfahrten wurden getauscht und die Fähre, die vor 20 Minuten noch geschweißt wurde, ist nun die Fähre die uns zu unserer Insel bringen soll. Der Ozean ist entgegen der Prognosen aus dem Internet vom Vortag (3-4 Meter Wellenhöhe) relativ ruhig. Es schaukelt ein wenig. Wir halten uns oben auf dem Schiff im klimatisierten Raum auf. 21 Grad sagt die Anzeige der Klimaanlage. Unglaublich – Draußen ist es wärmer als drinnen. Die Fahrt dauert zweieinhalb Stunden und es ist draußen stockdunkel. Im der Ferne sehen wir die Lichter der Insel Kho Samui an uns vorbeiziehen. Julien, Marie und Matti toben auf der Fähre mit Constantin. Ein 10-jähriger Junge aus Russland, der perfektes englisch spricht und zu Hause von seinen Eltern unterrichtet wird. Mathilda spuckt mich unterdessen von oben bis unten voll. Die Klimaanlagenluft, das Essen oder der Seegang sind ihr nicht bekommen. Mathilda schläft nach der kurzen Reinigung ein und ich finde die Ruhe diesen Beitrag zu schreiben. In 30 Minuten sollen wir ankommen. Je weiter wir aufs offenen Meer hinausfahren, umso mehr Seegang bekommen wir.
Sobald wir die Insel erreichen, müssen wir noch mit dem Taxi zum Resort. Uns wurde empfohlen die Küstenstraße zu nehmen, auch wenn diese länger ist. Die Abkürzung durch die Inselmitte geht durch den Dschungel und hier sind die Straßen durch den Regen der letzten Tage nicht befahrbar. Mal schauen, wann und wie wir ankommen werden. Sicher ist nur, dass es gar nicht so schlimm ist, wie es vorhergesagt wurde. Wir sind bereits jetzt erleichtert. Unsere Erkenntnis vom heutigen Tag: Bilde Dir immer erst Deine eigene Meinung und vertraue nicht immer auf andere. Wir hätten uns geärgert den Flug und das anbezahlte Resort verfallen zu lassen, aufgrund unserer Internetrecherche.