Thailänder - eine andere Kultur

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Familie Leichsenring
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Thailänder - eine andere Kultur
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Thailänder

Einen Monat sind wir nun schon auf der Insel und wir wollten immer in Kontakt kommen mit den Einheimischen. Wir wollen sehen, wie sie leben, wie sie miteinander umgehen und welche kulturellen Unterschiede es zu uns gibt. Jeden Tag gibt es Berührungspunkte mit den Thailändern. Wenn wir aufmerksam durch den Tag schreiten, bieten sich unzählige Szenen zum Beobachten. Wir berichten hier von unseren Erfahrungen auf einer kleinen Insel Thailand’s. Vielleicht, oder mit Sicherheit, wird es in anderen Teilen des Landes ganz anders aussehen. Koh Phangan ist touristisch. Den meisten Einheimischen geht es gut. Sie haben einen Geschäftssinn entwickelt mit dem wachsenden Touristenzahlen und es lässt sich beobachten, das die Wirtschaft und das Volk vorwärts kommt.

Hier herrschen andere Bedingungen. Wenn wir einen Vergleich ziehen wollen zwischen Thais und uns, dann dürfen wir das nicht vergessen. Unsere westeuropäischen Heimatländer sind weiter entwickelt. Alles ist beschaffbar. Fast alle können lesen und schreiben und sprechen eine zweite Fremdsprache. Wir haben strukturierte Bildungseinrichtungen, seit Jahrzehnten. In Thailand gibt es eine andere Topographie als in Hamburg, meiner Heimat. Das Klima ist ein anderes. Mit seinen Extremen ist es für uns nur schwer vorstellbar.  Wir Deutschen beschweren uns, wenn im Hochsommer der Asphalt auf deutschen Autobahnen droht hochzukommen. Tempolimits sind die Konsequenzen. Aber hast du schon einmal darüber nachgedacht wie die Strassen aussehen, wenn es monatelang über 30 Grad heiß ist?  Die Sonne ist schön und zieht auch die ganzen Touristen an. Aber 2006 hat uns gelehrt, dass auch Naturgewalten die Region bedrohen. Tsunamis und Monsunregen zeigen Ihre ganze Zerstörungskraft. Wir selber sind gerade in der Regenzeit in Thailand. Solche

Regenschauer, wie sie hier an der Tagesordnung sind, habe ich in Deutschland selten erlebt. Und wir reden hier nicht von einem kurzen Schauer. Wir haben hier vereinzelt mehrere Tage Dauerregen. Es gibt also andere Rahmenbedingungen, hier in Thailand, als wir sie gewohnt sind. Wer für 2-3 Wochen im Jahr hier seinen Urlaub verbringt, der hofft natürlich auf Sonnenschein, wir sind nun schon sechs Wochen auf Koh Phangan und erleben Dinge die normale Touristen in Ihrem Urlaub nicht erfahren. Wir werden von der Obstfrau und dem Personal an der Tankstelle wiedererkannt. Julien braucht nicht mehr sagen, welchen Smoothie er mag – die Frau am Stand kennt ihn schon und seinen Lieblings-Smoothie. Da entstehen Möglichkeiten, etwas zu erfahren und hinter die Kulissen zu schauen. Und genau davon will ich ein wenig berichten.

Frau Panee – Rollerimperium – Ehrlichkeit

Neulich fragte mich mein Vater am Telefon, ob die Thailänder kriminell sind. Die Frage sollte natürlich klären, ob wir in Sicherheit sind vor Taschendieben und anderen Trickbetrügern. Kann man sicher sein Geld abholen und sich auf dem Markt bewegen, ohne das einem die Kamera geklaut wird? Ich konnte meinen Vater schnell beruhigen. Wir haben uns noch nicht einmal unsicher gefühlt, oder etwas kriminelles gesehen oder gehört. Es werden weder offen Drogen gehandelt noch fahren hier die Motorradgangs rum. Wir lassen unsere Kinder sich frei bewegen, auch in der Stadt. Kein Kind ist verpflichtet immer an der Hand zu laufen. Es gibt mit Sicherheit auch in Thailand Kriminelle, aber wir glauben an das Gute im Menschen und wurden dafür auch schon belohnt. Und so kam es zu diesem Erlebnis.

Wir haben uns zwei Roller gemietet. 3.500 Baht für einen Monat, für jeden Roller. Das sind etwas mehr als 75 Euro. Zahlung natürlich sofort bei Abholung und Vertragsunterschrift. Reisepass als Pfand! Gemietet haben wir den Roller bei Frau Panee. Ihr gehören auf der Insel und der Nachbarinsel Koh Samui mehrere Geschäfte. Finanziell hat sie ausgesorgt. Wir nennen Sie schon scherzhaft „Big Mummy“. Panee ist eine knallharte Geschäftsfrau. Anlegen möchte man sich nicht mir Ihr. Wir hatten dennoch etwas mit Ihr zu klären. Unsere Roller waren zu schwach motorisiert, um die Berge hoch zu kommen mit zwei Erwachsenen. Wir brauchten stärkere Roller, wurden aber immer wieder auf den nächsten Tag vertröstet. Frau Panee ist nicht jeden Tag in dem Rollerverleih anwesend. Sie schaut jeden Tag in einem anderen Geschäft vorbei und schaut nach dem Rechten. Die Angestellten können zwar Roller vermieten aber Problemfälle können Sie nicht klären. Oder Sie dürfen es nicht. „Frau Panee ist nicht da“ – „Kommen Sie morgen wieder“ – „Ihr Mann ist im Krankenhaus“. Das waren die Aussagen. Wir glaubten an Ausreden und wir sollten immer mit Panee telefonieren. Wir fühlten uns schlecht. Zum einem gab es nie die versprochenen neuen, stärkeren Roller und zum anderen hatten die Angestellten auch nie Geld vor Ort um uns bei Rückgabe etwas zurück zugeben.

Wir entschlossen uns am nächsten Tag einfach die Roller abzustellen, die Schlüssel abzugeben und auf die zwei Mietverträge den Tag der Rückgabe zu vermerken. So machten wir es und ein fettes „Retour 14.12.2016“ stand auf unseren Mietverträgen. Ohne Geld zogen wir davon. Bei einem anderen Rollenverleih mieteten wir uns einen neuen, stärkeren Roller und waren zumindest wieder motorisiert. Aber auch nochmal 4.000 Baht ärmer.  Von nun an kamen wir wieder jeden Tag zu dem Rollenverleih von Frau Panee und verlangten unser Geld. Wieder und wieder wurden wir vertröstet. Spielt sie auf Zeit, weil wir sowieso irgendwann abreisen müssen? fragten wir uns. Warum hält Sie sich versteckt. Will Sie es aussitzen? Aus „Big Mummy“ haben wir in unseren Köpfen schon üble Beschimpfungen geformt. Wir merkten wie unsere Wut in uns von Tag zu Tag wuchs. Am vierten Tag war Frau Panee beim Rollenverleih, als wir vorbeischauten. Sie stellte uns Ihren Mann vor, der wenige Tage zuvor auf Koh Samui am Kopf operiert wurde. Eine frischer Verband um den Kopf und eine Kanüle an der Hand bezeugten eindeutig, dass Frau Panee und Ihre Angestellten uns nie belogen hatten. Unsere eigene Panik, wegen etwas materiellem hat uns fast zu schlaflosen Nächten bewegt. Frau Panee ging zum Geldautomaten, hob das Geld ab und zahlte uns anstandslos aus.

Frau Panee ist mit Sicherheit eine harte Geschäftsfrau aber auch eine aufrichtige und ehrliche. Und wir haben wieder etwas für unser Leben gelernt.

Familie auf Weltreise Thailaender
Wenn das Herz lacht - Ehrlichkeit

Ich poste ein Bild bei Instagram und Facebook. Es zeigt ein armes Haus und Auto abseits des Tourismus. Im Text darunter schreibe ich, dass die Thailänder viel Lachen und immer glücklich aussehen. Offensichtlich gibt es viel Lebensfreude trotz der oft einfachen Verhältnisse. So nehme ich es war. Das war vor knapp zwei Wochen. Durch die Zeitverschiebung las ich die Kommentare erst am nächsten Morgen. Zwei Kommentare besagten, dass es von Ihnen anders empfunden wird. Ich solle erstmal nach Indonesien reisen, dort seien die Menschen noch mehr am Lachen. Da war ich baff. Wie kann man nur eine so positive Energie, die ich teilen wollte, mit zwei solchen Kommentaren egalisieren. Ich habe kurz überlegt, ob ich antworten sollte, habe mich aber dagegen entschieden. So ist es eben mit der Meinungsfreiheit. Akzeptieren und Tolerieren. Ich war zwar noch nicht in Indonesien und kann daher nicht das Lächeln der Indonesier beurteilen, aber in meinem Beitrag ging es doch um die Thailänder.

Ich möchte hier in Thailand die Menschen sehen, verstehen und mit Ihnen interagieren. Und ich sehe überall ein Lächeln. Mein Vergleich geht nicht nach Indonesien, sondern hach Hause. Ich schaue und erinnere mich wie oft mir in Hamburgs Innenstadt Leute entgegengekommen sind und mich anlächelten. Ich habe auch in Hamburg lachende Menschen gesehen aber auch viele gestresste Gesichtsausdrücke. Hier auf Koh Phangan leben viele Thailänder in einfachen Verhältnissen. Teils in Bambus- und Palmenhütten wird hier gewohnt und auf Bambusmatten geschlafen. Aber das Lächeln beherrschen alle. Sie sind nicht arm. Sie sind reich. Sie tragen das Herzen am richtigen Fleck und zeigen Ihre enorme Herzlichkeit.

Gewalt gegen Frauen und Kinder

Leider gehört auch diese traurige Beobachtung dazu. Mathilda ist müde und so gehe ich mit Ihr schon eher vom Restaurant zum Zimmer. Auf dem Weg, höre ich jemanden weinen. Eine Frau hockt unter einem Baum im Sichtschutz eines Busches. Sie umschlingt mit Ihren Händen Ihre Knie und ist in sich zusammengekrochen. Ich bemerke Sie und gehe zu Ihr hin. Ich weiss nicht was mich erwartet aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich zu Ihr gehen sollte. Ich hocke mich zu Ihr runter. Mathilda bleibt ein paar Meter entfernt stehen und beobachtet alles. Ich nehme meine Hand und streichle Ihren Rücken und frage auf Englisch, ob ich helfen kann. Sie nimmt meine andere Hand und klammert sich daran fest. Sie redet mit mir auf thailändisch. Ich verstehe kein Wort. Sie wiederholt immer die gleich Sätze und ich hocke wie doof vor Ihr. Ich verstehe wirklich gar nichts. Sie fängt an Ihre Hände zum Erklären zu benutzen. Mit Ihrer rechten Hand zeigt Sie mir nun deutlich, dass sie geschlagen wurde. Immer wieder gestikuliert Sie, dass jemand Sie mit

der Faust auf die Wange geschlagen hat. Ich bin verunsichert und fühle mit Ihr. Ich weiss nicht was ich tun soll. Zu allem Überfluss rieche ich auch noch, das die Frau stark alkoholisiert ist. Ich will mich nicht in einen Familienstreit einmischen aber auch nicht tatenlos zusehen, wie jemand weint und sich nach Hilfe sehnt. Das Weinen und der Versuch der Kommunikation erregt die Aufmerksamkeit des Restaurantbesitzers. Er spricht englisch und ich bitte Ihn sich um die Frau zu kümmern. Er versteht mich, nimmt die Frau mit und hilft Ihr. Mathilda steht immer noch da und beobachtet alles Ich kann es nicht verhindern. Abends fragt Mathilda mich wer die Frau gehauen hat. Die Körpersprache war eindeutig. Selbst eine vierjährige hat es verstanden. Der Moment brennt sich in mein Leben ein. Jetzt wird mir bewusst, wie gut wir es haben. Und leider sehen wir auch noch ein Kind, das vom Vater auf den Po geschlagen wird, weil es sich mit seinen Geschwistern gestritten hat.

Wir gehen abends ins Bett und verarbeiten die Ereignisse der Tage. Gemeinsam mit Katrin, spreche ich sehr intensiv über unsere Erlebnisse, Eindrücke und Gefühle. Wir haben die Zeit dafür, weil wir auch morgens nicht zur Arbeit müssen. Tolle Eindrücke festigen sich und die schlechten teilt man. Abends schlafen wir glücklich ein.

Wenn Du auch mal nach Thailand willst, bekommst Du die besten Eindrücke unserer Reise in der eigens angelegten „Thailand“ Playlist auf unserem YouTube Kanal.

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