Wenn es Zeit wird weiter zu gehen

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Familie Leichsenring
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Das Weiterreisen
PHASE I – AUF ENTDECKERTOUR

Wir sind am 7. Dezember auf Koh Phangan angekommen. Die Ankunft war abends im Dunkeln, weil wir unsere Fähre verpasst hatten. Das Taxi fuhr uns quer über die Insel und wir wussten nur grob, dass unser Resort im Norden der Insel lag. Nach dem Sonnenaufgang des nächsten Tages, bei Tageslicht fingen wir an alles zu entdecken. Wie können wir uns motorisieren? Wie sieht die Insel aus? Wer ist alles im Resort? Ist die Straße wirklich so schlecht zu befahren, wie von allen erzählt wird? Alles war neu. Unser Gehirn war permanent damit beschäftigt neue Eindrücke zu verarbeiten und es gab Reizüberflutungen den ganzen lieben Tag lang.

Viele intensive Gespräche mit den Resortbewohnern. Beach-Talks zu vielen verschiedenen, interessanten Themen. Schwangerschaft, Kommunikation, Online Business und Wohnmobile, um mal nur ein paar Themen zu nennen. Es gab schlichtweg jeden Tag so viel Input, dass wir abends todmüde ins Bett gefallen sind. Wir mussten lernen mit der Freiheit umzugehen. Jeden Tag waren wir aufgeregt um Neues zu entdecken. Welcher Strand bietet den besten Sand? Wo gibt es tolle Wellen zum Spielen? Wo geht man Essen? Was kostet das Essen? Wo ist man relativ allein und wo treiben sich die Touristen-Massen rum?

Wir fahren mit anderen zum Mittagessen. Es heisst nur lapidar „Wir essen am Foodmarket“ und schon brausen alle mit Ihren Rollern los. Wir warten noch kurz, weil ein Kind aufs Klo muss. Wir versuchen nachzufahren, wissen aber nicht wo der Foodmarket ist. Wir enden im falschen Ort (und die Insel hat nur 4 Orte) und essen allein für uns. Was für eine Enttäuschung. Wir wussten schlichtweg nicht den Weg nach Thong Sala zum Foodmarket.

Die ersten zwei bis drei Wochen waren vollgepackt vom Entdecken einer neuen Welt. Bei einer normalen Urlaubsreise, die kaum mehr als 21 Tage dauert, befindet man sich in diesem Entdecker Modus. Na gut, bei einer Pauschalreise in den All Inklusive Club sucht man sein Essen nicht und macht sich auch keine Gedanken über die Anreise, weil ja alles organisiert ist.

Familie auf Weltreise weiterreisen
PHASE II – SICHERHEIT – DIE KOMFORTZONE IST WIEDER DA!

Die Insel ist 10km lang und lässt sich mit dem Roller von Norden nach Süden in 20 Minuten durchfahren. Es dauert also nicht allzulange bis wir uns zurechtfinden. Ein Roller ist gemietet. Wir kennen die Wege zu fast allen Restaurants, oder verstehen die Weganweisungen von anderen. „Bei Big Mountain noch 300 Meter weiter und dann kommt auf der linken Seite bei der komischen Palme die Abfahrt zum Strand“. Früher standen wir dumm da, nun können wir aber plötzlich etwas mit solchen Anfahrtsbeschreibungen anfangen. Die Insel wird immer mehr zu unserer Insel. Auf dem Foodmarket, den wir fast schon mit geschlossenen Augen ansteuern, kennen wir nun die besten Gerichte und wissen wo es leckeres, günstiges Essen gibt.

Im Resort hat sich eine Vertrautheit eingestellt. Wir duzen uns alle und am Anfang war es schwer sich alle Namen zu merken. Mittlerweile sind Bob, Oli und Co nicht mehr Leute deren Namen ich kurz überlegen muss, sondern Best Buddies mit denen wir den ganzen Tag verbringen. Tägliches Sportprogramm, gemeinsame Ausflüge und die Kinder binden einen zusammen. Wir feiern zusammen Weihnachten und Sylvester und wir merken erste Anzeichen von Routine. Es geht zweimal am Tag zum Essen ausserhalb. Wir harmonieren mit vielen Familien und entdecken zusammen neue Plätze, oder besuchen altbewährte Plätze erneut. Am Wasserfall war ich nun dreimal. Und er sieht jedes mal spektakulär aus, aber es ist und bleibt ein Wasserfall. Manchmal kommt mehr Wasser runter, speziell nach den heftigen Regentagen und an anderen Tagen fliesst weniger Wasser runter. Die Orte kommen mir vertraut vor. Wir klammern nicht mehr an anderen, um den Weg zu finden. Wir kennen uns nun aus auf der Insel und sind in der Lage Neuankömmlingen zu helfen. „Dort gibt es den Roller.“ „So findet Ihr zum Foodmarket“ und „Da geht es zum Secret Beach“.

Phase III – Das Verlangen nach Phase I wird wieder wach  

Ich sitze hinten auf dem Roller. Julien fährt. Ich muss nur noch beim Bremsen einschreiten, weil der alte Roller nicht so toll bremst, wie er sollte. Die Hinterradbremse zieht fast gar nicht und die vordere hat zwei Stufen. Nicht wirken oder Vollblockade. Julien fährt uns sicher zum Foodmarket. Ich rufe ihm durch den Fahrtwind zu: „Halte Dich etwas weiter links in der Spur, da vorne ist das grosse Schlagloch in der Strasse!“ Julien umkurvt sicher das Schlagloch und mir fällt auf, wie unglaublich schnell der Mensch sich an seine neue Umgebung gewöhnen kann. Ich behaupte, die Strecke zum Foodmarket mit geschlossenen Augen fahren zu können. Testen will ich es aber lieber nicht, es gibt zu viele verrückte Touristen auf Rollern im Gegenverkehr.

Die Strände haben wir nun mehrmals gesehen und sie verlieren Ihre Anziehungskraft. Wir merken, dass die Insel einfach nicht mehr gross genug ist, um etwas Neues zu entdecken. Klar gibt es noch weitere 300 Restaurants auf der Insel, in denen wir noch nicht waren. Aber auch dort gibt es Reis oder Pizza und es wird mal besser oder schlechter schmecken. Die Obstfrau, der Mann an der Tankstelle und die Kassiererin bei 7 -Eleven erkennen uns schon wieder. Ein Zeichen, dass wir deutlich länger auf der Insel sind, als der Durchschnittstourist.

Abends liege ich im Bett und spreche mit Katrin. Wir tauschen jeden Abend unsere Gedanken aus. Wir wollen wissen, welche Tageseindrücke und Gefühle der andere gesammelt hat. Heute erzählt mir Katrin, dass sie genauso fühlt. Wir sind in der Komfortzone drin und wir spüren in uns die Lust Neues zu entdecken. Wir wollen wieder das Gefühl von etwas Unbekannten in uns haben. Wege gehen, die wir noch nicht kennen. Wir fassen den Entschluss die Insel bald zu verlassen. Wir schauen nach einer neuen Destination und einer Richtung.

In der Travel Agency lassen wir uns beraten und Preise geben für die neue Etappe. Und sofort spüren wir dieses Feuer in uns. Wir haben gelernt auf unser Bauchgefühl zu hören und es fühlt sich gut an. Wir beschliessen es von nun an immer so zu machen. Nächsten Donnerstag geht es los. Es kribbelt wieder, so wie am 4. Dezember, unserer Abreise aus Deutschland nach Thailand. Wir sind losgefahren um die Welt zu sehen. Thailand war ein guter Start, aber nun geht es weiter. Die Kinder sind auch schon ganz aufgeregt.

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