Reiseabbruch

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REISEABBRUCH?

Was ist eigentlich wenn, …? Mit dieser Frage werden wir relativ häufig konfrontiert. Wir haben uns Gedanken gemacht, was alles passieren könnte auf einer Reise , was nicht auch zu Hause passieren könnte. Und wie wir auf solche Ereignisse reagieren wollen. Alleine die Tatsache sich vorzubereiten, sorgt in der entsprechenden Situation hoffentlich für die angemessene Souveränität. Was zwingt uns zum Reiseabbruch? Können wir nach einem Reiseabbruch noch morgens in den Spiegel schauen ohne uns selber als Verlierer zu betrachten? Bestätigen wir bei einem Reiseabbruch nicht unserer jetzigen Kritiker?

SEHNSUCHT / HEIMWEH

Wir sind selber in intakten Elternhäusern aufgewachsen und wurden sehr familiär und harmonisch geprägt. Es gibt eine starke Bindung zu unseren Eltern und gleichzeitig auch zwischen den Kindern und Ihren Großeltern. Wir haben einen großen Freundeskreis, eine tolle Nachbarschaft und die Kinder sind in der Schule und Freizeit bestens integriert. Wir verlassen unsere eignen vier Wände und geben all diese Geborgenheit und Sicherheit auf. Als Schulkind hatte ich bei Klassenfahrten schon schnell Heimweh. Wieso sollte dies nicht auch uns passieren auf der langen Reise? Oder die Kinder sehnen sich nach Oma und Opa und Ihren Freunden.

Kinder knüpfen schnell neue Kontakte, auch bei relativ kurzen Aufenthalten. Julien ist extrovertiert und spielt mit jedem seines Alters Fußball. Auch wenn sein Gegenüber eine andere Sprache spricht.  Das haben wir als Eltern schon vielfach beobachten können. Die Kinder haben sich gegenseitig und wir als Eltern haben keinen Arbeitstag im klassischen Sinne, sondern können unseren Kindern die volle Aufmerksamkeit schenken.

Den Umzug aus Norwegen nach Deutschland, sowie einen Umzug innerhalb Deutschlands, haben die Kinder problemlos gemeistert.  Sowohl Kindergartenwechsel, wie auch die Neuintegration in der Freizeit, verliefen unkompliziert. Wir wissen um die Kraft des positiven Gedankens, der Integrationsfähigkeit unserer Kinder und die Stabilität durch das intakte Elternhaus.

Neulich wurden wir wieder auf das Thema Sehnsucht angesprochen. Anstatt auf das Thema einzugehen, haben wir einfach angeboten, uns unterwegs zu besuchen. So kann man auch die Sehnsucht stillen. Wer sagt eigentlich, dass immer der Knochen zum Hund kommen muss? Es kann auch andersrum gehen.

Eine gesunde Sehnsucht ist vielleicht auch gar nicht verkehrt. Unserer Meinung nach, sagt Sie einem, wo die Heimat ist. Wo man seine Wurzeln hat. Aber unsere Abenteuerlust ist grösser. Es drängt uns aktuell nach Draußen, in die Freiheit. Genau genommen drängt es uns in die Ferne. Sollte das Heimweh irgendwann größer sein, als die Abenteuerlust, dann wird es Zeit heimzukehren.

Familie auf Weltreise Reiseabbruch
UNFÄLLE = REISEABBRUCH?

Natürlich haben wir eine Langzeit-Reisekrankenversicherung abgeschlossen. Mit allen Berücksichtigung des medizinisch sinnvollem Rücktransports. Nachdem wir 2014 in Vietnam mit Marie eine Platzwunde im örtlichen Krankenhaus behandeln lassen mussten, ist uns klar, dass gewisse Dinge besser nicht im Ausland behandelt werden sollten. Kleinere Unfälle (bis hin zu Knochenbrüchen), kann man aber auch im Ausland auskurieren. Vielleicht sogar besser und schneller. Auf unserer Reise werden wir nicht nur durch arme Länder reisen, sondern auch in Neuseeland und Australien stoppen. Die medizinische Versorgung sollte dort gleichwertig, wenn nicht sogar besser sein, als in der Heimat. Es ist sogar möglich, dass ein australischer Arzt sich besser mit der Behandlung eines Schlangenbisses auskennt, als sein deutscher Kollege.

Bei Unfällen, die hoffentlich nicht passieren, werden wir ganz genau und individuell entscheiden, ob eine Rückreise erforderlich ist. Die finanzielle Sicherheit ist gegeben und die Versicherung gibt einem die gewisse Gelassenheit. Ganz wichtig ist es auch zu erwähnen, dass undere Kinder keine Draufgänger sind. Es muss nicht jede Felsklippe bestiegen werden und jedes gefährliche Tier gestreichelt werden. Da haben andere Familien ganz andere Rabauken dabei. Haben wir erwähnt, dass wir im Notfall auch 17 km Pflaster dabei haben?

ÜBERFÄLLE – ALLES WEG!

Das kann einem natürlich überall passieren. Aber auch wir wissen, dass die Wahrscheinlichkeit in Südamerika höher ist, als auf dem Arbeitsweg in Hamburg. In der Vorbereitung haben wir bereits Länder ausgeschloßen, die toll sein sollen aber von denen das Auswärtige Amt abrät. (Iran,Venezuela, Ost-Timor,…). Sind wir erstmal unterwegs werden wir nichts abends, allein mit allen Wertsachen durch die Favelas laufen. Wir versuchen einfach das Risiko so gering wie möglich zu halten. Sollte es dennoch passieren, geht natürlich die Gesundheit vor allem anderen. Alles materielle ist ersetzbar. Natürlich ist es finanziell schmerzhaft, aber ein Leben ist das höchste Gut. Der Schock steckt einem dann in den Knochen. Aber das Leben geht weiter, auch hier werden wir einzelfallbezogen entscheiden, ob ein Reiseabbruch sinnvoll ist. Die Option lassen wir uns in jedem Fall offen.

DAS SICHERHEITSNETZ DAHEIM

Das Haus ist unbefristet vermietet, das Auto verkauft und außer einem Rucksack voller Klamotten hätten wir bei einem Reiseabbruch nichts dabei. Wie würde es also weitergehen? Das oben erwähnte Familienglück ist unsere „Versicherung“. Meine Eltern wohnen in einem großen Mehrgenerationshaus. Nach dem Auszug meiner Schwester und meiner Wenigkeit, gibt es dort genügend Platz uns zumindest wieder aufzunehmen.. Meine Firma nimmt mich gerne wieder auf und Katrin kann als Physiotherapeutin auch schnell und unkompliziert wieder Arbeit finden. Die Kinder müssten gegebenenfalls ein Schuljahr wiederholen aber der „Aufprall“ ist weicher als man denken mag.

Dieses komfortable Sicherheitsnetz daheim, kann natürlich auch verleitend sein, in einer schwierigen Situation während der Reise sich eher für den Abbruch zu entscheiden. Ohne diesen Rückhalt, wäre man eher gezwungen sich auch in schwierigen und komplizierten Situation durchzubeißen und nicht aufzugeben. Katrin und ich sind uns einig, dass es eigentlich kaum eine Situation geben sollte, die zu einem Reiseabbruch führt. Allein in der Vorbereitung auf diesen Blog-Beitrag haben wir 1,5 Stunden! Brainstorming betrieben. Dabei sind wir alle Fragen durchgegangen, mit denen wir konfrontiert werden, alle Länder, und mögliche Gefahren. Wir haben für fast alles eine Lösung parat gehabt. Nicht alle waren optimal aber sie wären verträglich. Viele Gefahren stecken auch zuhause im Haushalt.  Beim Fensterputzen soll ja der ein oder andere schon mal sich einen Bruch zugezogen haben. Die Gefahr sich im Haushalt zu verletzen reduziert sich natürlich auf der Reise. Gäbe es ein Risiko-konto mit plus und minus an Risiken, dann würde es sich gar nicht so sehr erhöhen durch die Weltreise. Das Risiko-konto mag bei Extemsportlern anders aussehen, aber als 5-köpfige Familie gilt bei uns auf der Reise stets: Safety First.

REISEABBRUCH = GESICHTSVERLUST?

Da planen wir über ein Jahr für unseren großen Traum und sitzen vielleicht zwei Monate nach der Abreise wieder bei Mutti auf der Couch, wegen Heimweh oder eines Blinddarmdurchbruches. Kann man dann noch dem anderen auf der Strasse begegnen und morgens in der Spiegel schauen? Erst hat man eine große Lippe riskiert , sein Leben bei YouTube eingestellt und dann ist plötzlich alles aus.

Die Reise machen wir für uns und nicht für andere. Wir nehmen Euch gerne mit und hören auch auf konstruktive Kritik. Aber Aufgeben ist kein Beinbruch. Festzustellen, dass einem etwas nicht liegt ist auch ein Fortschritt, eine Bereicherung fürs Leben. Das Scheitern eines Traumes, schafft Platz für neue Träume. Man weiß, von welchem unerfüllten Traum man sich lösen kann. Wir wollen nicht im hohen Alter uns vorwerfen unseren Traum nicht versucht zu haben. Sollte es nicht klappen, können wir mit Gewissheit, später bei einer Tasse Tee, sagen: „Wir haben es versucht und haben herausgefunden, dass das Reisen uns nicht liegt.“

In meiner Kindheit habe ich gefühlt 10 Sportarten ausprobiert, bevor ich beim Tennis „hängen“ geblieben bin. Dieses sich „ausprobieren“ ist so wichtig! Probieren und Scheitern sind eng miteinander verbunden. Nur wer es nie probiert und wagt, dem wird auch nie etwas gelingen. Aber Scheitern wird er natürlich auch nicht.

Wir glauben daran und werden es schaffen.

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