Es geht wieder los. Wir rollen mit unserem Wohnmobil durch England. Während diese Zeilen entstehen, übernachten wir in Englands Osten, nördlich von Norwich. Auf dem Weg nach Schottland. Holkham Hall - Vor ein paar hundert Jahren hat der Earl of Leicester sich hier mal eine „fette Hütte gegönnt“. So zumindest würde Julien (14) das bescheidene Anwesen hier nennen.
Endlich -Es geht wieder los!
Die letzten Wochen vor den zypriotischen Schulferien vergingen irrsinnig schnell. Erst Mathildas Erstkommunion und Familienbesuch aus Deutschland, dann wurden unsere Flüge annulliert. In aller Hektik haben wir noch umgebucht. Ich, Stefan, bin mit den drei Kindern mit Ryanair nach Berlin geflogen und von dort mit dem Zug weiter nach Hamburg, um unser Wohnmobil startklar zu machen und zu packen. Entgegen allen Vorurteilen gegen den Berliner Flughafen haben wir einen reibungslosen Ablauf erlebt. Auch die Bahnfahrt nach Hamburg ging flott und ohne Verspätungen.
Ryanair nimmt keine Hunde mit und so haben wir Katrin auf einen Lufthansa-Flug von Larnaca nach Frankfurt gebucht, um unsere Hündin„Tara“ mit nach Deutschland zu nehmen. Bei der Gelegenheit durfte Katrin auch gleich noch Mathildas Woom Fahrrad mitnehmen. Im Wohnmobil wird deutlich häufiger genutzt, als es in der zypriotischen Hitze jemals bewegt wurde.
Wohnmobil packen, neue Hauptuntersuchung, Gasflaschen füllen lassen, einkaufen, tanken und schon konnte es losgehen. Zum Glück konnte ich bei der Vorbereitung auf meine Eltern zählen, die schon vieles vorbereitet hatten. Julien wurde unterdessen in Norderstedt mit einer Saisonkarte für die Wakeboard-Anlage ausgestattet und darf dort nun seine neue Ausrüstung zum Einsatz bringen, bis wir Anfang August wieder zurück sein werden.
Mit den beiden Mädchen im Gepäck ging es dann am Samstagfrüh von Hamburg nach Frankfurt zum Flughafen. Drei Bundesländer haben an diesem Samstag gleichzeitig Ferienbeginn, dennoch sind wir bis zum Flughafen stau-frei durchgekommen.
Von Frankfurt nach Wuppertal
Kaum waren Katrin und Tara eingeladen, machten wir uns auf den Weg nach Wuppertal. In der Nähe von Limburg standen wir eine Nacht auf einem kostenlosen Parkplatz an einer Sportanlage (Park4Night sei Dank). Sonntag früh erreichten wir Wuppertal. Durch die Lockdowns stand unser Wohnmobil im letzten Jahr zu viel. Leider hat es dabei auch unseren Kühlschrank in Mitleidenschaft gezogen und wir brauchten einen neuen.
André und seine Frau Anja, haben nicht nur das gleiche Wohnmobil wie wir, sondern sind auch noch Elektromeister und haben angeboten uns beim Austausch des Kühlschranks behilflich zu sein. Der vorab gelieferte, neue Kühlschrank war innerhalb von 45 Minuten eingebaut. Die spontane Idee noch eine Wifi/5G Antenne und einen Router ins Wohnmobil zu bauen, dauerte hingegen einige Stunden. Immerhin sind wir nun mit einem eigenen WLAN im Wohnmobil bestens ausgestattet und müssen nicht immer mit einem Smartphone einen Hotspot erstellen. Bei „mal kurz was nachschauen“ ist das kein Problem. Bei 1,5-stündigen Videokonferenzen, wird dann aber jedes Smartphone heiß genug, um ein Spiegelei darauf braten zu können. Diese Zeiten gehören jetzt der Vergangenheit an.
Einmal im Leben durch Wuppertal schweben
Am Abend durften wir dann durch Wuppertal schweben. Besonders für die Kinder ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Da André, als Experte für SmartHome, auch sein Wohnmobil „smart“ gemacht hatte, musste ich aufpassen, dass Katrins Wunschliste an Änderungswünschen für unser Wohnmobil nicht zu lang wird. Ultraschall-Sensoren für den Wassertank, eine Kamera unterm Wohnmobil zum Positionieren des Abwasserablaufs und das alles per App gesteuert. Ich denke wir werden auf dem Rückweg noch einen Stopp in Wuppertal einlegen müssen.
Tierarzt benötigt
Mit dem Hund nach England ist gar nicht so schwer, benötigt aber etwas Planung. Tara benötigt einen EU-Ausweis, eine Tollwut-Impfung und eine Entwurmung. Die Herausforderung liegt in den zeitlichen Fristen. Während die Tollwut-Impfung mindestens 30 Tage vorher erfolgt sein muss, darf eine Entwurmung maximal 1-5 Tage her sein. Bei einer Tierärztin in Wuppertal konnten wir alles erledigen und zwei Tage später ging es mit der Fähre vom historisch beeindruckenden Ort Dünkirchen nach Dover. Dabei wurden alle Dokumente und die Chipnummer des Hundes sehr penibel geprüft. Die Chipnummer des Hundes wurde dabei auch ausgelesen.
Nun stand dem Abenteuer England nichts mehr im Weg. Den Linksverkehr sind wir von Zypern gewohnt. Die Ausmaße unseres Wohnmobils werden uns aber mit ganz großer Sicherheit in den nächsten Wochen noch an unser Limit bringen. Mit knapp 9m Länge, 3,60m Höhe und 5t Gewicht verträgt es sich nicht mit allen englischen Innenstädten. Auch die englischen Hecken und Bäume, die tief in die Straßen reinwachsen, führen zu ungewollten Bremsmanövern und ich bete jedes Mal, dass die Fotovoltaik Paneele auf dem Dach bitte nicht zu arg in Mitleidenschaft gezogen werden möchten.
Dover Canterburry
Die Fähre erreicht gegen 21 Uhr die Kreideküste Englands. Malerisch verschwindet die Sonne hinter den steilen Klippen Dovers, als wir in den Hafen einlaufen. Wir fahren noch 20km bis wir einen ruhigen Platz zum Nächtigen gefunden haben. Am nächsten Morgen steht die erste Etappe bis Canterbury auf dem Plan. Wir benötigen eine lokale Sim Karte für unseren neuen Router. Bei EE gibt es 100GB Datenvolumen für 30 GBP. Ideal für uns. Von einer Followerin haben wir erfahren, dass EE in Schottland entlang der NC500 das Netz für die Notrufe stellt und somit eine akzeptable Netzabdeckung im Norden anbietet. Wir werden schauen, ob es stimmt.
In Canterbury können wir auf dem großen Busparkplatz in fußläufiger Entfernung zum Zentrum parken. Nachdem der Hunger gestillt wurde, erkunden wir die Kathedrale von Canterbury. Wohl wissend, dass es eine Vielzahl an historischen Gebäuden in England gibt, machen wir uns vor dem Abendessen auf den Weg zurück zum Wohnmobil. Wir beschließen noch weiterzufahren. Circa zwei Stunden später unterqueren wir die Themse östlich von London und übernachten auf einem sehr gepflegten Campingplatz. Katrin hat sich erkältet und so sitze ich mit den beiden Mädels abends noch allein vor der Feuerschale. Es wird spät dunkel und im Vergleich zu Zypern haben wir hier zwei Stunden Zeitverschiebung. Die Müdigkeit treibt uns schließlich ins Bett.
4:30 Uhr - vom Hund geweckt
Zwei Stunden Zeitverschiebung zu Zypern hat Tara auch noch nicht verinnerlicht. Statt um 6:30 Uhr morgens sich zu melden, werden wir morgens um 4:30 Uhr schwanzwedelnd begrüßt und aufgefordert eine Runde zu gehen. Immerhin startet der Tag so früh für uns und wir wechseln uns ab mit den "Hunde-Gassi-Geh-Diensten".
Campingplätze eignen sich hervorragend, um Wasser nachzufüllen, Abwasser abzulassen, alle Geräte am Strom zu laden, die Toiletten-Kassetten zu entleeren und den Müll zu entsorgen. Nachdem wir, ehrlicherweise ich, alles erledigt hatte, fahren wir nordwärts in Richtung Norwich. Die Region, wo Robin Hood die Wälder von Sheffield und Nottingham unsicher gemacht haben soll.
Viel Stau auf den Straßen und ein mangelndes Angebot an Parkplätzen für große Wohnmobile sorgten allerdings dafür, dass wir nur einen kurzen Einkaufs- und Tank-Stopp in Norwich einlegten. Wir entschieden uns weiterzureisen nach „Wells-next-the-seas“ . Die Freiheit spontan die Route zu ändern lieben wir.
Eine Kombination aus google Maps, örtlicher Beschilderung und unserem LKW Navi im Wohnmobil führte uns dann mit zahlreichen Umwegen an diesen wunderschönen „Pop-Up“ Campingplatz Holkham. Wiesen und Tiere, soweit das Auge reicht. Vögel, Gänse und Rehe auf den Flächen vor dem Haupthaus des Earls. Eine Wiese wurde als "Pop-Up" Campingplatz eingerichtet. Leider hatten wir keine Reservierung vorzuweisen und angeblich sei der Platz ausgebucht. Mit etwas Beharrlichkeit, einem Hundeblick und viel Charme konnten wir die ehrenamtlichen Helfer davon überzeugen uns einen Platz zu geben. Bei über 300 Plätzen sei die Chance ja sehr groß, dass mindestens einer nicht käme. Mit Genehmigung des Managers, der per Funk alles bestätigte, durften wir auf den Campingplatz fahren und wurden zu unserer Überraschung auch noch eingeladen die Nacht kostenlos hier zu stehen. Knapp 30% der reservierten Plätze waren übrigens bis zum nächsten Tag noch nicht belegt.
Tara, die als Rhodesian Ridgeback, ein waschechter Jagdhund ist, freute sich über die ganzen Tiere im Park und Katrin beschloss, mit ihr abends lieber im Wohnmobil zu bleiben, während ich mit den Mädchen noch das Gelände erkundete und ein wenig mit der Drohne fliegen konnte.
Schottland - ein neues Reiseland
In den nächsten Tagen zieht es uns weiter Richtung Norden. Am Dienstag müssen wir dabei noch einmal verlässliches Internet haben. Arte hat uns eingeladen an einer Live-Talkrunde teilzunehmen und wir werden live ins Studio zur Sendung re:saloon geschaltet. Der Technik Check heute Morgen war in jedem Falle positiv. Ab Mittwoch geht es dann geradewegs nach Schottland. Ein neues Land darf sich dann mit seiner Flagge in unserer Instagram Profilbeschreibung verewigen.
Im übrigens berichtet Katrin auf Instagram im Story Format viel aktueller über die Reise. Es lohnt sich, dort digital mitzureisen.